Neuer Plakatkünstler und der Startschuss für den Vorverkauf

• Illustrator Samson Goetze gestaltete Motiv für „Der Ölprinz“

• Ticket-Shop auf www.karl-may-spiele.deist wieder geöffnet

• Keine Corona-Einschränkungen bei Open-Air-Veranstaltungen

Bad Segeberg. Mit neuem Plakatkünstler und offiziellemStartschuss haben am Freitag die Karl-May-Spiele Bad Segeberg im Indian Village am Kalkberg den Vorverkauf für die Spielzeit 2022 offiziell wiedereröffnet. Nach zwei Jahren ohne Wildwest-Sommer aufgrund der Corona-Pandemie bringen die Spiele vom 25. Juni bis zum 4. September 2022 die Inszenierung „Der Ölprinz“ auf die Bühne. Die Hauptrollen werden von Alexander Klaws als Winnetou, Sascha Hehn als Ölprinz Grinley und Katy Karrenbauer als Rosalie Ebersbach gespielt.

„Die vergangenen beiden Jahre waren für uns alle eine sehr schwere Zeit“, erklärte Geschäftsführerin Ute Thienel. Das betreffe die Künstler, die Techniker und die Kalkberg GmbH selbst, die einen Verlust von über 2,8Millionen Euro verkraften musste. „Das war sehr schmerzhaft, aber wir haben diese Durststreckeüberstanden.“ Umso glücklicher seien nun alle Beteiligten, dass es endlich wieder los geht.

Nach einer schweren Zeit freut sich Bad Segeberg auf den Neustart.

Laut Bürgermeister Toni Köppen, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Kalkberg GmbH ist und den Startschuss abfeuerte, fiebert ganz Bad Segeberg dem Neustart der Karl-May-Spiele entgegen. „Wohin ich auch komme, spürt man: In der Stadt herrscht große Vorfreude. Endlich kehren Winnetou und Old Shatterhand zurück.“ Viele Einwohner hätten sich einen Sommer ohne Karl May früher gar nicht vorstellen können. Und auch für alle Geschäftstreibenden sei es eine gute Nachricht, dass der Betrieb am Kalkberg wieder aufgenommen wird. Köppen: „Bad Segebergs Infrastruktur ist vom Tourismus geprägt. Sie ahnen sicherlich, wie es für Gastronomie und Hotellerie ist, wenn plötzlich über 450.000 Gäste ausbleiben.“ Denn auch die Zuschauer der sechs Großkonzerte, die ebenfalls ausfielen und nun im Mai 2022 über die Bühne gehen, müsse man mitzählen.

Ute Thienel: Schon 63.000 Tickets sind verkauft und reserviert worden.

Doch auch die Karl-May-Spiele können sich freuen, wie Geschäftsführerin Ute Thienel erklärte. 43.000 Karten sind bereits verkauft, da Gäste ihre ursprünglich für die Saison 2020 erworbenen Tickets umgebucht haben. Zusätzlich seien seit Januar, als bundesweit über die optimistische Haltung der Karl-May-Spiele in Richtung Sommersaison berichtet wurde, telefonisch weitere 20.000 Karten reserviert worden, obwohl der Vorverkauf noch gar nicht wieder lief. Ute Thienel: „Das ist eine tolle Geste unserer treuen Zuschauer!“

Rückkehr ohne Corona-Beschränkungen – aber in einer bedrückenden Zeit.

Für Open-Air-Veranstaltungen gelten laut Ute Thienel keinerlei Corona-Auflagen mehr.  „Sehr froh sind wir, dass wir das Freilichttheater mit seinen 7.700 Plätzen komplett füllen dürfen.“ Es müsse kein Impf- oder Genesenen-Status kontrolliert werden, und auch eine Maskenpflicht sei nicht notwendig. Ob im Sommer auf den Wegen außerhalb des Sitzplatzes das Tragen einer Maske eventuell empfohlen oder vorgeschrieben werde, sei jetzt noch nicht absehbar. Als Veranstaltung im Sommer unter freiem Himmel seien die Karl-May-Spiele in Sachen Corona aber ohnehin ein sehr sicheres Vergnügen. Ute Thienel: „Aktuell halten wir vorsichtshalber noch 25 Prozent der Kapazität zurück. Wir geben sie aber voraussichtlich schon in Kürze frei.“

Die Rückkehr der Karl-May-Spiele geschehe in einer sehr schwierigen Zeit, erklärte die Geschäftsführerin mitBlick auf das Weltgeschehen. Ute Thienel: „Inmitten all der bedrückenden Nachrichten und furchtbaren Bilder möchten wir unsere Gäste für zwei Stunden in Karl Mays Traumwelt einladen, in der am Ende das Gute siegt und Frieden herrscht. Ich bin sicher, dass uns allen das ausgesprochen gut tut. Winnetous Appelle für Frieden und Freundschaft sind heute aktueller denn je.“

Nachfolger von Star-Illustrator Renato Casarokommt aus Schleswig-Holstein.

Höhepunkt der Veranstaltung im Indian Village war die Enthüllung des neuen Plakates. Nach fast 30 Jahren, in denen der mittlerweile 86 Jahre alte Weltstar Renato Casaro („Der mit dem Wolf tanzt“, „Misery“, „Der letzte Kaiser“) die Motive für die Karl-May-Spiele entworfen hat, wird am Kalkberg ein Generationswechselvollzogen.

Auf den gemeinsamen Weg mit Renato Casaro sei man sehr stolz und dankbar für all die wunderbaren Plakate. Ute Thienel: „Wir sind sehr glücklich, dass es uns gelungen ist, einen Nachfolger zu finden – und zwar gar nicht so weit von Bad Segeberg entfernt. Jemanden, der diese großen Fußstapfen ausfüllen kann. Jemanden, der bei den Plakaten der Karl-May-Spiele den Wiedererkennungswert erhält und dennoch eine eigene Note einbringt. Einen jungen Illustrator, der unter anderem mit seinen Arbeiten für den Spiegel, für National Geographic und Geo Epoche für Aufsehen sorgt.“ Es handelt sich um einen waschechten Schleswig-Holsteiner: den 34-jährigen Samson Goetze aus Osterrönfeld bei Rendsburg.

Das Plakat für „Der Ölprinz“ hat er bereits im Frühjahr 2020 gestaltet. Es zeigt die drei Hauptdarsteller Alexander Klaws als etwas skeptisch dreinblickenden Winnetou, Sascha Hehn als eiskalten Ölprinzen mit silbernem Colt und Katy Karrenbauer als Rosalie Ebersbach mit verschmitztem Gesichtsausdruck und schussbereiter Flinte. Das Ganze spielt sich vor dem Hintergrund eines malerischen Sonnenuntergangs ab. Zentrales Motiv ist zudem ein Bohrturm, der in einer gewaltigen Feuerwolke explodiert. Auch die Szene, in der ein deutscher Treck überfallen wird, fand ihren Weg auf das Plakat. Ute Thienel ist von Samson Goetzes Arbeit begeistert: „Wir konnten es kaum abwarten, dieses Plakat endlich zu zeigen!“ Gemeinsam mit Samson Goetze enthüllte Ute Thienel das Motiv in einer 1,50 Meter breiten und 2,70 Meter hohen Großfassung.

Spannendes Motiv wird auf 20.000 Plakate und 300.000 Flyer gedruckt.

Bald wird das Plakat in ganz Norddeutschland zu finden sein. „20.000 Exemplare werden in unterschiedlichen Größen und Formaten gedruckt“, sagt die Geschäftsführerin. „Unter anderem präsentieren wir sie in Hamburg und Lübeck auf hochwertigen City-Lights. Außerdem lassen wir 300.000 Flyer produzieren.“

Die Karl-May-Spiele zeigen vom 25. Juni bis zum 4. September 2022 die Inszenierung „Der Ölprinz“. Regie führt erstmals Ulrich Wiggers. Das Buch stammt von Michael Stamp. Die Produktions- und Spielleitung liegt in den Händen von Stefan Tietgen. Gespielt wird donnerstags bis samstags ab 15 und 20 Uhr sowie sonntags ab 15 Uhr. Karten gibt es ab sofort im Ticket-Shop auf www.karl-may-spiele.de.

Zur Person: der neue Plakatkünstler Samson Goetze

Samson Goetze, der neue Plakatkünstler der Karl-May-Spiele, hat bereits als Kind gern zum Stift gegriffen. „Ich habe meine ganze Fantasie schon immer über das Zeichnen ausgelebt. Grundsätzlich glaube ich, dass jeder das lernen kann. Ich habe aber offenbar eine relativ gute Beobachtungsgabe.“ Der gebürtige Kieler glänzte beim Kunstunterricht in der Schule undzeichnete auch in seiner Freizeit viel – vor allem Motive aus dem Fantasy-Bereich. Der Gedanke, aus diesem Talent einen Beruf zu machen, beschäftigte Samson Goetze schon in seiner Jugend.

Umso kälter war die Dusche, die ihm nach Schulabschluss und Abitur eine norddeutsche Kunsthochschule verpasste. Samson Goetze hatte eine umfangreiche Mappe seiner Arbeiten eingereicht und erntete eine geradezu vernichtende Absage. Bei ihm seien weder grundlegende zeichnerische Fähigkeiten noch räumliches Denken festzustellen, und von Gespür für Farbe könne ebenfalls keine Rede sein. Der junge Künstler nahm es sportlich, wie er lachend berichtet:„Alle, die ihre Mappen wieder abholen mussten, hatten diesen Text.“ Entmutigen ließ er sich nicht.

„Das Chamäleon“ kann in nahezu jedem Kunststil arbeiten.

Samson Goetze entschied, sich auf Grafik-Design zu spezialisieren und eine Karriere als Illustrator anzustreben. Drei Jahre lang besuchte er die Akademie für Gestaltung in Hamburg. Nebenher verdiente er Geld mit ersten Illustrations-Aufträgen für eine Eventagentur.An der Akademie erhielt er einen anerkennenden Spitznamen: „das Chamäleon“. Er konnte in nahezu jedem Stil arbeiten. „Das war Fluch und Segen zugleich“, sagt Samson Goetze. „Denn ich wusste dadurch nicht: Was ist mein eigener Stil? Was macht mich aus?“ Inzwischen hat er es herausgefunden. „Das Besondere bei mir sind die Gesichter der Menschen. Meine Figuren sind sehr filmisch – und es ist mir wichtig, dass sie auch miteinander agieren. Das habe ich auch beim Plakat für die Karl-May-Spiele umgesetzt. Alexander Klaws als Winnetou und Sascha Hehn als Ölprinz schauen nicht den Betrachter an, sondern bauen mit ihren gegenseitigen Blicken eine Spannung auf. Das ist ein neues Element, das ich dazugefügt habe.“

Zuletzt malte Samson Goetze Karl Lauterbach für die „Spiegel“-Titelseite.

Die Lebendigkeit der Figuren und seine Vielseitigkeit haben Samson Goetze schon viele Türen geöffnet. Erstmals arbeitete er 2015 für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Für die Titelseite zeichnete er passend zur griechischen Finanzkrise einen gut gelaunten Griechen Seite an Seite mit dem Inbegriff eines spießigen deutschen Urlaubers, der sein Geld zählt. Mittlerweile hat Samson Goetze schon 20mal das Spiegel-Cover gestaltet – zuletzt mit einem Motiv von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in James-Bond-Pose mit Impfspitze statt Walther PPK. Hinzu kommen Illustrationen für den Innenteil des Heftes. Rund 50 Arbeiten hat er schon beim Spiegel abgegeben. Ebenso gefragt ist der Künstler, der mit seiner Familie in Osterrönfeld bei Rendsburg wohnt, bei „National Geographic“ und „Geo Epoche“. Außerdem hat er CD-Cover gestaltet und für das Berliner Museumsdorf Düppel mehrere drei Meter hohe Bilder gemalt. Im Lippischen Landesmuseum Detmold begeisterte er das Publikum jüngst mit nahezu fotorealistischen Bildernzum Leben in der Römerzeit.

Neues Karl-May-Plakat entstand am 27 Zoll großen Tablet-Computer.

Die Karl-May-Spiele kennt er als Zuschauer seit Jahrzehnten. Bereits als Kind hat Samson Goetze voller Begeisterung Winnetous Abenteuer verfolgt. „Als der Anruf von Ute Thienel kam, konnte ich das erst gar nicht glauben. Ich sollte für die Karl-May-Spiele arbeiten! Das weckte sofort das Kind in einem – das war geil!“ Er musste nicht lange über das Angebot nachdenken. Sofort war ihm klar: „Da habe ich große Lust zu!“ Vor ein paar Jahren hat er das Freilichttheater am Kalkberg schon mal im Cartoon-Stil gezeichnet: als Arbeitsprobe für einen Verlag von Wimmelbild-Büchern. 

Bei den Karl-May-Spielen lernte Samson Goetze bei der Gaststarpräsentation Katy Karrenbauer und Sascha Hehn kennen – und machte sich ans Werk. Er malt ganz klassisch von Hand, allerdings auf einem 27 Zoll großen Tablet-Computer und somit vollständig digital. Dadurch kann man leichter mit Hintergründen, Lichtstimmungen und Gesichtsausdrücken experimentieren. „Die Farben sollen sich aber verhalten wie auf einer Leinwand.“ Das Team am Kalkberg war vom Ergebnis restlos begeistert.

Fotos: Marvin Götz

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