Startschuss im Wilden Westen des Sauerlandes: Die Karl-May-Festspiele in Elspe öffnen ihre Tore:
Bei Ankunft am Festival-Gelände müssen die Gäste folgende Dokumente griffbereit haben: Ticket, Nachweis Registrierung sowie den Nachweis über die drei G’s (genesen, geimpft oder getestet). Beim Test gilt die 48-Stunden-Regel, für Kinder unter sechs Jahren besteht keine Testpflicht. Alle Besucher erhalten einen „Token“, der während des gesamten Veranstaltungstages wie ein Amulett um den Hals zu tragen ist. Er muss beim Verlassen des Geländes wieder abgegeben werden.
Wenn es auf der großen Naturbühne nun wieder rumst und kracht, dann starten im sauerländischen Elspe die Karl-May-Festspiele. In der Zeit der Corona-Pandemie ist es dieses Jahr eine ganz besondere Festspielsaison. Dennoch liegen wie gewohnt Rauch und Schwarzpulver in der Luft, ein Zelt geht in Flammen auf, Zugschienen der Eisenbahn werden gesprengt, und der diesjährige Bösewicht „Der Ölprinz“ findet samt Ölturm in einer gigantischen Explosion sein gerechtes Ende.
Ab Freitag, den 02. Juli 2021 können Zuschauer den großen Showdown auf der Freilichtbühne wieder erleben, wenn „Winnetou“ (Jean-Marc Birkholz) und sein Blutsbruder „Old Shatterhand“ (Martin Krah) wieder gemeinsam gegen das Böse kämpfen. Die diesjährige Inszenierung trägt den Titel: „Der Ölprinz – Schwarzes Gold am Gloomy Water“, allerdings gibt in der Handlung nicht einen Tropfen Öl. Oder doch?
Grinley (Sebastian Kolb) ist der namensgebende Hauptschurke der Karl-May-Erzählung „Der Ölprinz“. Grinley führt unter anderem einen reichen Bankier in die Wildnis, wo er angeblich eine Ölquelle verkaufen will. Er hat es auf die Anweisungen des Bankiers abgesehen, die dieser aber erst an Ort und Stelle ausfüllen will. Mit Hilfe seiner Gefährten lässt er 40 Ölfässer in einem See auslaufen und täuscht so dem Bankier eine Ölquelle vor. Zwischenzeitlich bleibt Grinley noch genügend Zeit, sich beim Navajo-Häuptling Mokaschi (Marco Kühne) anzubiedern, und den Häuptling mit falscher Munition auf seiner Seite zu ziehen. Ein Pakt zwischen Grinley und den Navajos soll dem „Ölprinz“ unliebsame Einwanderer und einen skurrilen Kantor (Markus Lürick) vom Hals halten.
Nach gut eineinhalb Jahren Corona Zwangspause geht es für die rund 60 Darsteller mit ihren 40 Pferden auf der Naturbühne nun wieder los. „Größer kann einfach die Vorfreude nicht sein“, brennt Schauspieler Sebastian Kolb für seine Rolle als „Ölprinz“. Der smarte Schauspieler hat in Elspe eine wahre Gratwanderung geschafft, vom Sonnyboy zum fiesen Schurken und Bösewicht. Aber das macht eben einen guten Schauspieler aus, indem er äußerst facettenreich und vielseitig sein Talent anbietet.
2014 gastierte Sebastian Kolb erstmals bei den Karl-May-Festspielen in Elspe, im Stück „Unter Geiern – Der Geist des Llano Estacado“. Die Rolle des jugendlichen Rächers „Bloody Fox“, der die Verbrecher bestraft, die auch seine Eltern getötet haben, schien ihm auf dem Leib geschrieben worden zu sein. Direkt katapultierte ihn diese Rolle als junger Held zum Publikumsliebling. 2015 übernahm er in Elspe den Indianerkrieger „Kleiner Bär“ im Stück „Der Schatz im Silbersee“. Doch dann die Wende: In der Sommersaison 2018 stand Sebastian Kolb nach einer Pause erneut in Elspe auf der Bühne, dieses Mal in der Inszenierung von „Winnetou II – Der Kampf um Öl“. Die zweijährige Bühnenpause brachte für den Schauspieler die Wendung – fortan sollte er die durchtriebensten und verbrecherischsten Charaktere des Autors Karl May darstellen: 2018 war er „Tim Finnety“ alias „Parranoh“ und somit der Mörder von Winnetous großer Liebe Ribanna. Für die Saison 2019 von „Winnetou III – Winnetous letzter Kampf“ wurde Sebastian Kolb gleich direkt zu Winnetous Mörder. Auch in der neuen Saison von „Der Ölprinz“ geht Sebastian Kolb 2021 wieder über Leichen. Und wieder scheint ihm der fiese „Ölpriz Grinley“ auf dem Leib geschrieben worden zu sein.
Rund 216.000 Besucher kamen zur Saison 2019 noch vor der Pandemie nach Elspe, in diesem Jahr 2021 zählt das Elspe-Festival zu einem Modellprojekt. Die Karl-May-Festspiele wurden als einzigartiges Modellprojekt vom Wirtschaftsministerium genehmigt. Zwei weitere Shows auf dem Gelände, die Öffnung der Außengastronomie und Live-Musik lässt das Programmkonzept zu. Neben den Hygieneregeln haben die Veranstalter auch einen neuen Saalplan entwickelt, um das Infektionsrisiko bei den Gästen so gering wie möglich zu halten.
Philipp Aßhoff hat 2020 als Nachfolger des Festspiele-Urgesteins Jochen Bludau das Amt des Geschäftsführers der Elspe-Festival-Gesellschaft übernommen. Philipp Aßhoff dankt am Rande der gestrigen Pressekonferenz den Karl-May-Fans für ihre Treue. So hat er 35.000 gebuchte und nicht zurückgezogene Eintrittskarten von 2020 auf 2021 übertragen können.
„Mit unserem Modellprojekt möchten wir einen Beitrag zur Rückkehr in ein „normales“ öffentliches Leben leisten“, erklärte Bürgermeister Tobias Puspas und verwies vor allem auf die bis ins kleinste Detail durchdachten Sicherheitsstandards. „Wir möchten den Gästen nicht nur eine tolle Veranstaltung, sondern bestmögliche Sicherheit bieten. Wir garantieren, dass sie sich nicht auf ein gefährliches Wagnis einlassen – das machen nur die Cowboys und Indianer auf der Freilichtbühne.“
1965 stand die Inszenierung von „Der Ölprinz“ erstmals auf dem Programm der Karl-May-Festspiele von Elspe.1976 war die Inszenierung von „Der Ölprinz“ für Elspe ein ganz besonderes Jahr: „Das war das erste Stück, in dem Pierre Brice hier gespielt hat und ich war der Old Shatterhand“, erinnert sich der ehemalige Geschäftsführer vom Elspe Festival Jochen Bludau. Sein 80. Geburtstag wird sicherlich auch ein ganz besonderer für Jochen Bludau. Der Regisseur feiert sein Wiegenfest am Freitag, 2. Juli, just an dem Tag, an dem „Der Ölprinz“ beim Elspe Festival Premiere hat und in die neue besondere Saison 2021 startet.
Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse lässt „Winnetou“ und „Old Shatterhand“ somit auch 2021 in Elspe nicht ruhen. In dieser Spielzeit hält ein eher junges Blutsbrüderpaar die Zügel fest in der Hand und weist den Bösewicht in seine Schranken. Zu Jean Marc Birkholz als populärem Häuptling der Apachen mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn und der markanten tiefen Stimme gesellt sich erstmals Martin Krah als „Old Shatterhand“. Der Schauspieler hatte sich tatsächlich vor Jahren schon in Elspe für eine Mitwirkung beworben, nun wurde 2020 für die Inszenierung von „Der Ölprinz“ gecasten und zunächst noch als „Old Surehand“ engagiert, welche allerdings durch die Corona-Pandemie dann leider abgesagt werden musste.
Mit der Verlegung der Inszenierung von „Der Ölprinz“ auf das Jahr 2021 wollten die Macher doch seinem Schriftsteller Karl May etwas getreuer bleiben, und Schauspieler Martin Krah stieg direkt in die weitere Königsklasse der Karl-May-Helden auf, er wurde zu Winnetous Blutsbruder „Old Shatterhand“, ganz getreu der Romanvorlage. Martin Krah selbst sagte im Interview: „Ich habe kein Hutgesicht. In der geplanten Rolle von „Old Surehand“ sollte ich einen Hut tragen, welcher sehr unvorteilhaft aussah“… lacht. Egal was der Grund zum Rollentausch auch war, in seiner Vorstellung bei der Pressekonferenz machte Martin Krah in Elspe jedenfalls eine ganz tolle Figur und hinterließ einen guten Eindruck.
In seiner neunten Saison steht Schauspieler Jean-Marc Birkholz in der Rolle des Apachenhäuptlings Winnetou auf der Freilichtbühne von Elspe. Auch wenn man nicht unbedingt über Vergleiche sprechen sollte, so liegt über der Darstellung von Jean-Marc Birkholz des edlen Apachenhäuptlings immer eine Erinnerung an Schauspieler Pierre Brice. Der berühmte Film-Winnetou der 60´er Jahre stand von 1976-1980 und von 1982-1986 selbst auf der Freilichtbühne von Elspe. Vielleicht liegt es auch an den von damals noch immer verwendeten Inszenierungen und Textbüchern, dass damit der Gedanke und ein Hauch von Pierre Brice noch immer in Elspe weht.
Jean-Marc Birkholz ist für Elspe einfach die Idealbesetzung von „Winnetou“ und überzeugt mit seiner ruhigen, tief-markanten Stimme und mit viel Körpereinsatz bei Zweikämpfen zwischen bösen Banditen oder auf den Weg der Erkenntnis zum „Guten“ umzukehrende Stammeshäuptlinge. Er wirkt wie der „Winnetou“ aus dem Karl-May-Roman, dem man als Schauspieler noch viel mehr Bühnenpräsenz und Herausforderungen wünschen würde. Seine Darstellung überzeugt allerdings durch und durch.
Doch auch an Schauspieler Jean-Marc Birkholz ging die Corona-Pandemie nicht spurlos vorüber. Unter anderem hatte er sich noch dazu im vergangenen Mai mit dem Corona-Virus infiziert. Und das noch kurz vor den Proben zur Inszenierung von „Der Ölprinz“. „Es war wie eine sehr schwere Grippe“, so der Schauspieler. Er habe zwei Tage über 39 Fieber gehabt und die anderen beiden Tage am Stück durchgeschlafen.
Die Elspe-Festival-Sommersaison 2021 läuft vom 2. Juli bis zum 5. September. Der Zuschauerraum verfügt über 4400 Sitzplätze. Laut den exakt festgelegten Abstandsregeln des Hygienekonzepts kann davon bei den Aufführungen lediglich die Hälfte genutzt werden.
Service: Tickets für das Elspe-Festival gibt es im Internet unter www.elspe.de, an der Telefon-Hotline 02721/94440, per E-Mail unter der Adresse tickets@elspe.de sowie per Post: Elspe Festival GmbH, Zur Naturbühne 1, 57368 Lennestadt-Elspe. Die für jeden Besucher obligatorische Registrierung wird online unter www.elspe.de/registrierung
Einen ausführlichen Saisonbericht über die Karl-May-Festspiele von Elspe, inklusiver vieler Fotos zur Saison von „Der Ölprinz“ findet sich in der kommenden Buchausgabe von „Die Welt des Apachen“ – Band: 7.