Festspiel-Saison 2020 wird verschoben auf 2021

Die Corona-Krise hält die Festspiele Burgrieden seit Wochen in Atem – wie alle Unternehmen.

Der Gesetzgeber hat sich bis Anfang Mai Zeit gelassen, „Freilichttheater“ überhaupt zu erwähnen, wodurch eine sinnvolle Planung nahezu unmöglich war.

Die Festspiele sind keine „Großveranstaltung“, die bis Ende August alle verboten sind. Die Festspiele sind ein „Freiluftausflugsziel mit Einlasskontrolle“ und eben ein Open-Air-Theater mit Außen-Gastronomie. Für diese Sonderstellung gab es lange kein Signal von Bund und Länder. Herr Dörflinger, MdL, hat sich sehr eingesetzt, dass wir so früh wie es ging, Informationen erhalten.

Wir sind „zwei“-, manchmal auch „dreigleisig“ gefahren – entweder starten wir wie geplant im Juli, eine andere Möglichkeit ist das Verdichten der Spieltage im August und die letzte Möglichkeit ist die Verschiebung nach 2021.

Der Bühnenbau war schon Anfang April fertiggestellt, die Pferde mussten versorgt und trainiert werden (sie kennen keine Kurzarbeit). Die Kostüme sind für jeden Darsteller und jeden Statist angefertigt worden, so dass die Fotos für das Programmheft Anfang Juni entstehen sollten.

Parallel wurde das Areal auf Vordermann gebracht und das Ticketsystem für alle Eventualitäten vorbereitet. Wir haben ein Abstands- und Hygienekonzept erarbeitet, das die Sicherheit des Publikums und der Mitarbeiter gewährleistet hätte.

Unsere Schauspieler wohnen gemeinsam in einem angemieteten Haus, so dass sie als häusliche Gemeinschaft zählen würden. Auf der Bühne allerdings müssten sie mit Mundschutz und Sicherheitsabstand proben, weil sie dort „Mitarbeiter“ sind und nach den Vorschriften der Berufsgenossenschaft geschützt werden müssen. Für diese individuellen und besonderen Herausforderungen und Gegebenheiten jedes einzelnen ist in der Corona-Krise keine Zeit. Wir haben volles Verständnis für die Politik, dass zunächst der grobe Rahmen gesteckt werden muss und danach die Feinheiten. Leider fallen die Festspiele damit vollkommen durch das Raster.

Eine richtige Gewissheit haben wir Stand heute, Ende Mai, für den Sommer immer noch nicht. Die Lockerungen werden immer mehr – man darf in den Urlaub fliegen oder fahren, sitzt im Bus eng zusammen, aber eine Freilichtbühne, wo der Wind weht, darf nicht öffnen. Das macht irgendwie keinen Sinn. Die zu erwartenden weiteren Lockerungen sollen Mitte bis Ende Juni kommen, dann wissen wir, was im Juli gilt. Das ist für uns zu spät, ein Theater hat immer ein paar Wochen Vorlauf – Proben, Pyrotechnik und so weiter. Und das Publikum muss ebenfalls planen können.

Wir befürchten, dass die Lockerungen eine Besucherzahl von bis zu 500 und im August vielleicht bis 1000 Menschen erlauben – und damit hätten wir eine gute Saison gehabt. Aber leider fehlt uns und dem Publikum die Perspektive.

Die Festspiele sind eine Profi-Bühne. Den Schauspielern sind seit März alle Engagements weggefallen, sie haben kein Einkommen. Gerne wären die Festspiele ein Strohhalm für sie gewesen, aber die Situation lässt es für die aktuelle Spielzeit nicht zu.

Ich bin sehr dankbar, dass alle Mitarbeiter geduldig und verständnisvoll mit mir abgewartet haben, und täglich das „was wäre wenn“ durchlebt haben.

Ich bin auch der Volksbank Ulm sehr dankbar, die mit der KfW-Bank eine langfristige Finanzierungsmöglichkeit sucht, denn auch bei diesen Darlehen haben es Saisonbetriebe sehr schwer. Eine Anforderung ist z.B. dass die antragsberechtigten Unternehmen am 31.12.2019 zehn Mitarbeiter haben müssen. Das sieht zunächst einfach aus, ist es aber nicht. Meine Schauspieler haben im Dezember zwar den Arbeitsvertrag unterschrieben, dafür beginnt die Probenzeit aber erst im Juni – damit zählen sie für die KfW überhaupt nicht. Dass wir über 75 Mitarbeiter von Frühjahr bis Herbst hatten und wieder haben werden, das zählt auch nicht. Es gilt der Stichtag. Auch hier fallen wir durch das Raster.

Eine Kreditaufnahme bedeutet für uns in den nächsten Jahren große Einschränkungen in der Gestaltung. Wir müssen unsere Pläne für das Gelände und die Neuerungen weiter nach hinten schieben und zunächst die Schulden tilgen, die wir ohne Corona nicht gehabt hätten. Das lässt uns in eine angespannte Zukunft blicken, denn die Festspiele sind ein junges Unternehmen, das mit 2019 eine großartige Saison abgeschlossen hatte und den „Kinderschuhen“ entwachsen war.

Schweren Herzens verschieben wir die Spielzeit 2020 „Old Surehand“ nach 2021. Spielzeit ist dann der 3.Juli bis 11. September, also um genau einen Tag verschoben.

Die Gäste, die bereits Tickets haben, werden benachrichtigt. Das dauert aber noch ein paar Tage. Wir buchen ihre Tickets automatisch für 2021 um – am gleichen Tag, auf dem gleichen Platz. Es entstehen keine Kosten.

BONUS:

Als Dankeschön für das Warten und die Geduld haben wir uns einen wunderschönen Saison-Abschluss überlegt:

Wir werden am ersten September-Wochenende ein „Live-Hörspiel“ veranstalten. Die Stars der Festspiele werden das aktuelle Textbuch lesen, ein paar Pferde werden auch dabei sein.

Wir wollen dem interessierten Publikum einen Old Surehand 2020 präsentieren, zwar in anderer Form, aber nicht weniger spannend. Es gibt danach einen Karl-May-Talk, d.h. man kann die Schauspieler und den Regisseur zum Buch befragen und Einblicke in die Arbeit gewinnen.

Termin: 4. Und 5. September, 19:30 Uhr, Live-Hörspiel, anschließend Besprechung, Zeit zur Diskussion, Gespräche mit Schauspielern, Einblicke in die Regie-Arbeit.

Samstag 5. September: ab 13 Uhr Möglichkeit zur Kulissenbegehung, Ponyreiten, Live-Hörspiel (19:30 Uhr) anschließend ein kleines Abschieds-Feuerwerk

Sonntag, 6. September: 11 bis 18 Uhr, Möglichkeit zur Kulissenbegehung, Einblicke in die Kampfproben und Stuntarbeit, Einblicke ins Pferdetraining. Keine Lesung.

Genauere Informationen zum Ablauf kommen im Sommer.

Wie wir dieses Abschluss-Wochenende gestalten, hängt von der Corona-Lage ab, die dann gilt. Wir werden ein Kontingent für Online-Tickets bereitstellen und auch an der Tageskasse sind Eintrittskarten erhältlich. Zur Zeit müssen wir die Namen aller Gäste erfassen, um bei einer Corona-Ansteckung alle informieren zu können. Ob das im September noch so ist, wissen wir nicht – daher die Möglichkeit des Online-Reseriverens. Gibt es diese Regelung nicht, so können die Gäste einfach kommen ohne weitere Einschränkung.

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