Karl May Festspiele Mörschied proben für „Der Ölprinz 2.0“

Masken auf und haltet Abstand!

Morschied, 38 Grad und pralle Sonne auf der Prärie der Freilichtbühne in Mörschied. Plötzlich schallt der Ruf des Banditen zum Angriff: „Masken auf und haltet Abstand!“

Bei dieser ersten Probe zur Aufführung „Der Ölprinz 2.0“ mussten alle Beteiligten unweigerlich lachen. Wie realitätsnah ist doch in der heutigen Situation gerade diese Passage aus dem Regiebuch der Mörschieder Karl-May-Freunde. Trotz der heißen Außentemperaturen sieht man den Darstellern die Spielfreude an. Denn seit den Corona-Beschränkungen bangte man um den Freilichtspiel-Sommer in Mörschied. Das geplante neue Stück „Halbblut“ mussten sie schweren Herzens aufs nächste Jahr verschieben. „Zu gewagt für eine Sommer-Saison! Die Gesundheit aller Beteiligten hat bei uns absoluten Vorrang“, so der erste Vorsitzende und Old Shatterhand-Darsteller Hans-Joachim Klein. „Doch wir wären keine rechten Pfadfinder, hätten wir nicht eine Möglichkeit geschaffen, unser geliebtes Hobby doch noch ausüben zu können“, so Alexander Klein. Er ist eigentlich derjenige, der die dramatischen Rollen spielt. Doch für Dramatik war kein Platz, Sicherheit und sorgsame Planung waren angesagt. Ein engmaschiges Hygiene-Konzept wurde erarbeitet, wonach alle Aktivitäten auf der Bühne ausgerichtet wurden. Dann gab es „grünes Licht“ für eine Spielzeit im September. „Mit 4 Wochen Proben im August schaffen wir zwar kein neues Stück. Aber: Wir bauen „Der Ölprinz“ – das Stück vom Vorjahr – um, denn Abläufe und Texte sitzen noch. Die Darsteller-Szenen auf Abstand zu trimmen war nicht einfach, doch es funktioniert“, so Regisseur Marcel Gillmann beim Probenauftakt. 

Spielplan mit Hygienekonzept

Mit viel Engagement und Disziplin steht nun die Laien-Spieltruppe bereits nach erfolgreichem Probenstart vor dem nächsten Proben-Wochenende, bei dem bereits die Pferde mit dabei sind. Dann folgt die Pyro, das heißt es wird auch rundherum knallen und rumsen, so wie man das seit 30 Jahren auf der Freilichtbühne geboten bekommt, wenn Karl May auf dem Spielplan steht. 

Nicht nur die Sonne war beim Probenauftakt steter Gast, sondern auch die ständige Aufmerksamkeit auf Händewaschen und Abstandseinhaltung. Auch neue Gesichter waren mit dabei. Eines davon gehört dem Schauspieler Marcus Jakovljevic, dem Banditen-Darsteller, der seinen Kumpanen das Kommando „Masken auf und Abstand halten“ in die Gluthitze der Möschieder Prärie zurief. Der Profi ließ es sich nicht nehmen, die Mörschieder Karl-May-Spieler für September zu unterstützen. Man kennt und schätzt sich seit der Karl-May-Messe im vergangenen Jahr. „Da bin ich auf diese Karl-May-Bühne aufmerksam geworden“, so Jakovljevic, der von der befreundeten Karl-May-Bühne in Burgrieden kommt. „Eigentlich war ich davon begeistert, dass diese Truppe als erste Freilichtbühne überhaupt eine Karl-May-Messe auf die Beine gestellt hatte. Und dann hörte ich auch noch deren Winnetou-Darsteller sprechen. Da war ich erst recht beeindruckt“, so sein Antritts-Statement, als er sich zur ersten Probe dem versammelten Darsteller-Team vorstellte. Das sorgte bei allen sofort für helle Begeisterung und Ansporn zum Proben. Denn alle Hauptdarsteller und Statisten sind reine Hobby-Indianer, und haben ihre Freizeit dem Karl-May-Freilichttheaterspielen gewidmet. 

Karl May im September 2020

Nun kann es also losgehen. Am Samstag, 5. September ist die Premiere für „Der Ölprinz 2.0“. In der vorgerückten Jahreszeit hat man den Beginn der Abendvorstellungen samstags – und auch an zwei Freitagen – auf 19:30 Uhr vorverlegt. Sonntags beginnen die Vorstellungen wie gewohnt um 15:00 Uhr. Mit dem Klassiker „Der Ölprinz“ beschert die Freilichtbühne Mörschied ihren Zuschauern wieder gute zwei Stunden Abenteuerromantik mit Winnetou und Old Shatterhand – und nicht zu vergessen mit den maskierten Bösewichten.

350 Zuschauer pro Vorstellung

Das Hygienekonzept lässt pro Vorstellungen 350 Zuschauer zu. So ist man auf der sicheren Seite, der laufenden Pandemie entgegenzuwirken. Old Shatterhand und Winnetou haben also nicht nur den Karl-Mayschen Schurken den Kampf angesagt, sondern setzen sich auch dafür ein, dass an der Corona-Front alles Mögliche getan wird, um für alle Beteiligten ein hygienisch sicheres Umfeld zu schaffen. In dem Freilichttheater, das im Normalfall gut 1.000 Zuschauer fasst, werden nun lediglich ein Drittel platziert – also für diejenigen, die eine Karte ergattern, ist dies fast wie eine Privatvorstellung. Auch im angeschlossenen Gastronomiebereich herrscht dann so was wie VIP-Atmosphäre, wobei jedoch auch beim Speisen- und Getränke-Angebot das Hygienekonzept greift. „Aber immerhin: Besser als gar keine Karl-May-Festspiele“, so ein Fan der Mörschieder Bühne. „Unsere Tickets haben wir online gekauft über Ticket-Regional. Am Bildschirm kann man sich bequem auf dem Sitzplatzplan seine Plätze aussuchen – und fertig. Besonders gut finden wir, dass man als Familie zusammensitzen darf.“ Genau so funktioniert das Hygienekonzept für die Sitzplatzbuchung: Familien sitzen im Verbund, dann folgt automatisch ein Hygieneabstand zu den nächsten Buchungen.

Gute Sicht auf allen Plätzen und Barrierefreiheit

Noch sind Plätze frei. Die Spielfläche der MörschiederFreilichtbühne hat den Vorteil, dass sie von allen Sitzplätzen der Tribüne gut einsehbar ist. Keine störenden Lichtmasten oder sonstigen Bauteile. Auch Barrierefreiheit besteht, im Tribünenzugang wie zu den Sanitär- oder Gastronomiebereichen. Auch Parkplatz ist ausreichend vorhanden. 

Mit Westmann-Qualitäten gegen Corona

Mit diesem Konzept hat die Mörschieder Karl-May-Bühne ähnlich wie auch die anderen Freilichtbühnen in Deutschland und in den benachbarten Ländern, einen Weg gefunden, ihren Fans dennoch die Sehnsucht nach den Karl-May-Stücken zu erfüllen. Stilecht wie in den Abenteuerromanen, wurden kreative Wege gefunden, die fast mit der legendären „Findigkeit eines erfahrenen Westmannes“ zu vergleichen sind. Die einen bieten für kleine Gruppen Führungen über die Bühne inklusive heiligem Backstage-Bereich an, die anderen zeigen Stuntshows und wieder andere kreierten sogar Aufführungen mit Lokalkolorit. Besonders wirkungsvoll und mit schon viralem Charakter war die Online-Lesungsreihe aus Original-Werken, bei der sich alle aktiven und ehemaligen Karl-May-Bühnenspieler als Leser von einzelnen Passagen mit individueller Gestaltung kreativ einbrachten. Auch die drei Darsteller der Mörschieder Karl-May-Bühne: Alexander Klein, Marcel Gillmann und Eric-Nisius waren mit ihrem Lese-Beitrag dabei. Alles in allem: eine runde Sache, bei der die Bühnen gemeinsam einen Schulterschluss gegen Corona bildeten.

Informationen zur September-Spielzeit und online-Kartenbestellung: www.karl-may-moerschied.de

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